Untersuchung von Wellen mit Rissen
1. Auftragsbeschreibung
An geschmiedeten Wellen wurde nach dem Induktionshärten Risse festgestellt. Durch eine fraktographische REM – Untersuchung der Risse und einen metallographischen Vergleich von n. i. O – Teilen mit i. O – Teilen sollte die Rissursache festgestellt werden.
2.1. REM – Untersuchung
Die Lage und Ausdehnung der Risse sowohl axial als auch radial ist in der Makroaufnahme dokumentiert.
Der Riss wurde nach dem rückseitigen Einschneiden der Probe aufgebrochen. Die Rissfläche ist von der Bruchfläche des Laborgewaltbruches deutlich an der Färbung zu unterscheiden. Die Rissfläche ist mit Abschreckmittel bedeckt, welches sich nach dem Aufbrechen teilweise auch auf die Laborbruchfläche ausgebreitet hat, erkenntlich an der teilweisen Verfärbung der Laborbruchfläche.
Der Riss verläuft interkristalin, wobei teilweise die Korngrenzen nicht glatt verlaufen, sondern ein „eingerundetes“ Erscheinungsbild aufweisen, was auf einen Temperatureinfluss nahe dem Schmelzpunktbereich, also einen Heissriss, schließen lässt. Da keine dendritische Struktur der Körner vorliegt bzw. Verunreinigungen oder Ausscheidungen auf den Korngrenzflächen zu erkennen sind, dürfte es sich um einen Wiederaufschmelzriss handeln.
Der Laborgewaltbruch zeigt wie der Riss ebenfalls einen interkristallinen Spaltbruch. Einzelne Körner sind gebrochen und weisen Mikrospaltflächen auf. Dieser glatte interkristalline Bruch mit z. T. aufgeweiteten Korngrenzen und dem Anteil transkristallinem Bruch mit Mikrospaltflächen deutet die Möglichkeit einer Wasserstoffversprödung an.
2.2. Metallographie
Der Querschliff der Probe 3 n. i. O. bestätigt den bei der REM – Untersuchung festgestellten interkristallinen Rissverlauf. Die teilweise abgerundeten Korngrenzen sind ebenfalls gut zu erkennen.
Das Gefüge im Rissbereich, Vergütungsgefüge, unterscheidet sich nicht vom Umgebungsgefüge.
Zusammenfassung und Beurteilung
Risse in geschmiedeten und gehärteten Wellen wurden mittels REM/EDX und Metallograhie untersucht.
Die Rissfläche zeigt einen interkristallinen Bruch, dessen Körner z. T. ein „eingerundetes“ Erscheinungsbild aufweisen. Diese Struktur weist nicht auf einen typischen Härteriss sondern auf einen Heissriss, genauer auf einen sogenannten Wiederaufschmelzriss hin, wie er bei einer ungenauen Temperaturführung bei der Warmumformung auftreten kann.
Auffallend ist, dass der beim Öffnen des Risses entstandene Laborgewaltbruch ebenfalls einen interkristallinen Bruch aufweist. Dieser Bruch mit glatten Korngrenzflächen mit teilweise aufgeweiteten Korngrenzen und Anteilen an transkristallinem Spaltbruch mit sogenannten Mikrospaltflächen gibt einen Hinweis auf eventuell vorhandene Wasserstoffversprödung.
Die metallographische Untersuchung zeigt keinen Unterschied zwischen der n. i. O. Probe und der i. O. – Probe. Beide Proben zeigen ein Vergütungsgefüge. Beide Proben sind durchgehärtet.
Thomas Asam
(Geschäftsführer)
Eurasburg, 01.09.2014